Freitag, 18. März 2022

 

3. Fastensonntag

 Lk 13, 1-9

1Zu jener Zeit kamen einige Leute zu Jesus und berichteten ihm von den Galiläern, die Pilatus beim Opfern umbringen ließ, so dass sich ihr Blut mit dem ihrer Opfertiere vermischte.

2Da sagte er zu ihnen: Meint ihr, dass nur diese Galiläer Sünder waren, weil das mit ihnen geschehen ist, alle anderen Galiläer aber nicht?

3Nein, im Gegenteil: Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt.

4Oder jene achtzehn Menschen, die beim Einsturz des Turms von Schiloach erschlagen wurden - meint ihr, dass nur sie Schuld auf sich geladen hatten, alle anderen Einwohner von Jerusalem aber nicht?

5Nein, im Gegenteil: Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt.

6Und er erzählte ihnen dieses Gleichnis: Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum; und als er kam und nachsah, ob er Früchte trug, fand er keine.

7Da sagte er zu seinem Weingärtner: Jetzt komme ich schon drei Jahre und sehe nach, ob dieser Feigenbaum Früchte trägt, und finde nichts. Hau ihn um! Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen?

8Der Weingärtner erwiderte: Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen.

9Vielleicht trägt er doch noch Früchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen.

Gedanken zum Evangelium:

 Am heutigen Sonntag stellt uns Lukas die Frage nach dem Zusammenhang von Sünde und Strafe Gottes vor Augen. An Hand bekannter Ereignisse in Jerusalem werden die Probleme erörtert. Es war zu allen Zeiten die Meinung verbreitet, der vom Unglück Getroffene müsse ein Sünder sein und seine verdiente Strafe erleiden. Wie denkt Jesus über Sünde und Leid?

„Meint ihr, dass nur diese Galiläer Sünder waren?“

Jesus will nicht aufgrund einer Strafaktion oder eines Unglücksfalles auf die Sündhaftigkeit der Betroffenen schließen. Er betont, dass alle Sünder sind. Es müssten so gesehen dann auch alle bestraft werden. Das macht uns nachdenklich.

Wir heutige Menschen, auch die Christen, haben vielfach unser Sündenbewusstsein verloren. Das sehr weitmaschige Gewissen lässt nur mehr Schwerwiegendes als Sünde gelten. Ein Unschuldswahn ist ausgebrochen. Man denkt bei Sünde nur noch an Gewaltverbrechen. Die tägliche Lieblosigkeit, die Ichsucht, die Gleichgültigkeit gegen die Armen, die laxe Gottesverehrung, die Weigerung, Jesus und seine Weisungen ernst zu nehmen, die Zurückweisung der Angebote der Kirche, die Verweigerung der Nachfolge, zu der wir berufen sind, letztlich der selbstverschuldete Unglaube, der Gott an den Rand rückt, sind völlig als sündhafte Haltungen aus dem Bewusstsein geschwunden.

Wir sollten in der Fastenzeit wieder lernen, unser Gewissen mit Nachdruck und Ernst zu erforschen.

 „Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt.“

Eine Änderung des Lebens, eine Bekehrung kann nur in Angriff nehmen, wer seinen Lebensweg als falsch erkennt und einsieht, dass er in die Irre geht, in der Gottferne lebt und als Egoist seine Mitmenschen lieblos behandelt oder nicht einmal beachtet. Christliches Leben und Nachfolge Jesu bestehen aber zum großen Teil in der Bereitschaft zur Bekehrung. Nicht umsonst haben alle Propheten und Jesus selbst stets zur Umkehr aufgerufen. Sie ist der Anfang und die Voraussetzung eines gläubigen christlichen Lebens.

Fragen wir uns in diesen Wochen daher, wie wir unserem Leben eine neue Richtung geben können. Auch hier gilt das chinesische Sprichwort: „Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt.“ Wer am Ende der Fastenzeit so lebt wie am Anfang, hat sie nicht genützt.

 „Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen,…“

Im Gleichnis vom unfruchtbaren Feigenbaum wird Gottes Geduld mit dem Sünder deutlich. Jesus sieht den Sünder nicht nur als Bösewicht, sondern als einen, der Heilung nötig hat. Obwohl ein Feigenbaum keine besondere Pflege braucht, will ihn der Weingärtner doch mit zusätzlichem Bemühen zum Früchtetragen bringen.

Der Christ sollte einerseits auch selbst in dieser Gesinnung dem „Sünder“ begegnen, aber auch den Aufruf zur eigenen Umkehr hören, auch wenn ihm der rechte Weg schwer fällt. Der Sünder braucht die besondere Zuwendung einer Pfarrgemeinde. Er soll nicht fürchten müssen, zum Gericht geschleppt oder wie der Feigenbaum ausgehauen zu werden. Die Rücksicht und Geduld seiner Mitchristen werden seinem Bemühen um Umkehr Kraft verleihen.

 ht, dann lass ihn umhauen.“

Im Gleichnis wird nichts über den Erfolg des Weingärtners gesagt. Doch klingt immerhin an, dass letztlich die Zeit der Bekehrung auch vorbei sein kann. Ein gottloses und liebloses Leben endet im Untergang und verfehlt seinen Sinn. Der Mensch ist von Gott berufen, Früchte zu bringen.

 Das Ziel, das in der Fastenzeit wieder ins Auge gefasst werden soll, ist das erneuerte Leben des Glaubens, der Liebe und damit die Vollendung nach fruchtbaren Jahren in dieser Welt.

(merli@utanet.at)

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 4. Fastensonntag

 Lukas 15, 1-3.11-32

In jener Zeit

1kamen alle Zöllner und Sünder zu Jesus, um ihn zu hören.

2Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen.

3Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte:

11Weiter sagte Jesus: Ein Mann hatte zwei Söhne.

12Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da teilte der Vater das Vermögen auf.

13Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen.

14Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über das Land, und es ging ihm sehr schlecht.

15Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten.

16Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon.

17Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen, und ich komme hier vor Hunger um.

18Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt.

19Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner.

20Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von weitem kommen, und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.

21Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein.

22Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand, und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand, und zieht ihm Schuhe an.

23Bringt das Mastkalb her, und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein.

24Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wieder gefunden worden. Und sie begannen, ein fröhliches Fest zu feiern.

25Sein älterer Sohn war unterdessen auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz.

26Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle.

27Der Knecht antwortete: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn heil und gesund wiederbekommen hat.

28Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu.

29Doch er erwiderte dem Vater: So viele Jahre schon diene ich dir, und nie habe ich gegen deinen Willen gehandelt; mir aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte.

30Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet.

31Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein.

32Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wieder gefunden worden.

Gedanken zum Evangelium

 Die Gleichnisse vorher schon und besonders dieses heutige von der Rückkehr des verirrten Sohnes und vom barmherzigen Vater belegen deutlich, dass Umkehr aus Verirrungen möglich ist und allen angeboten wird. Im Mittelpunkt steht die Gestalt des Vaters, an dessen Verhalten Gottes erbarmende Liebe sichtbar werden kann. Sehen wir uns die Personen an.

 Der jüngere Sohn

Jeder Sünder kann sich in ihm und seinem Verhalten wiederfinden. Menschen wenden sich von Gott ab, weil sie ohne ihn ihr Glück zu finden glauben. Das Leben genießen, heißt die Parole vieler Erwachsener und besonders Jugendlicher. Der Spaß und die Lust sind in der Wertskala der Wohlstandsgesellschaft an die Spitze gerückt. Fehlen die Möglichkeiten in Jugendfrische, Wohlstand und Gesundheit zu leben, sucht man nicht selten auf Abwegen durch Drogen oder im Verbrechen das Glück zu zwingen oder hält überhaupt ein Weiterleben für sinnlos.

Das Gleichnis zeigt, dass ein zügelloses Leben ohne Normen zur Verelendung führt. Schweine zu hüten war die niedrigste aller Tätigkeiten für einen Juden. Der junge Mann findet die Kraft zur Umkehr. Er bleibt nicht im Elend, wirft auch sein Leben nicht weg, sondern reagiert richtig. Sein Verhalten ist Vorbild für die Leser.

Wir alle sind immer wieder aufgerufen umzukehren. Dazu bietet die Fastenzeit die günstige Gelegenheit.

Der Vater

Dieser ist nicht nur gerecht, sondern auch barmherzig. Er geht dem Sohn entgegen, nimmt ihn mit den Gesten der Liebe auf und feiert mit ihm ein Freudenfest. Darin können wir sicher auch ein Vorbild erkennen, wie Christen, Eltern und andere denen begegnen sollen, die sich verirrt haben.

Doch in erster Linie zeigt das Gleichnis, wie Gott zu uns Menschen ist. Das Wissen um seine Liebe hat den Sohn schon in der Ferne zur Umkehr befähigt. Jetzt heilt sie seine seelischen Wunden. Er kann aufatmen, weil er wieder als Sohn angenommen wurde. So ist Gott, auf den wir als schwache Menschen vertrauen dürfen, bei dem wir Heilung erfahren und durch den wir in jeder Verlassenheit geborgen sein können. Freude liegt über einem solchen Christenleben des Vertrauens auf Gottes Erbarmen.

 Der ältere Sohn

Dieser hat sich immer angepasst, aber offenbar doch heimlich das ungebundene Leben vermisst. Jetzt ist er neidisch und unfähig zur Freude. Er kann das Erbarmen des Vaters nicht verstehen. Er will sich nicht versöhnen. Auch für ihn hat der Vater Verständnis. Er geht zu ihm und redet gütig auf ihn ein.

Auch heutigen Christen fällt es schwer, die Verfehlungen ihrer Mitmenschen zu vergeben, sich mit ihnen zu versöhnen, ihnen Wege zurück zu erleichtern. In unseren Pfarren und auch in den Familien kann es diese Blockaden der Liebe geben.

Doch allen zeigt Jesus den zu beschreitenden Weg: Wir dürfen Barmherzigkeit und Liebe erwarten und sollen sie auch anderen schenken oder vergönnen. Liebende Aufnahme der Verirrten soll unter Christen selbstverständlich sein.

 Die bekannte Erzählung vom entlassenen Strafgefangenen soll das Gesagte ergänzen:

Er schrieb an seinen Heimatort, dass er mit der Bahn vorbeifahren werde. Wenn man ihn aufnehmen wolle, möge man auf den Baum vor dem Ort ein weißes Band hängen. Wenn keines zu sehen ist, werde er einfach weiterfahren. Als nun der Zug in die Nähe kam, getraute er sich gar nicht aus dem Fenster zu schauen und ersuchte einen Fahrgast, ihn zu informieren. Der schaute hinaus und sagte, er brauche sich nicht zu fürchten, der Baum sei von oben bis unten übervoll mit weißen Bändern behangen,

(merli@utanet.at)

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 Feste des hl. Josef

 19. März u. 1. Mai

Mt 1, 16.18-21.24a

16Jakob war der Vater von Josef, dem Mann Marias; von ihr wurde Jesus geboren, der der Christus (der Messias) genannt wird.

18Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete - durch das Wirken des Heiligen Geistes.

19Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen.

20Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist.

21Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.

24aAls Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte.

Lk 2, 41-51a

41Die Eltern Jesu gingen jedes Jahr zum Paschafest nach Jerusalem.

42Als er zwölf Jahre alt geworden war, zogen sie wieder hinauf, wie es dem Festbrauch entsprach.

43Nachdem die Festtage zu Ende waren, machten sie sich auf den Heimweg. Der junge Jesus aber blieb in Jerusalem, ohne dass seine Eltern es merkten.

44Sie meinten, er sei irgendwo in der Pilgergruppe, und reisten eine Tagesstrecke weit; dann suchten sie ihn bei den Verwandten und Bekannten.

45Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten ihn dort.

46Nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel; er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen.

47Alle, die ihn hörten, waren erstaunt über sein Verständnis und über seine Antworten.

48Als seine Eltern ihn sahen, waren sie sehr betroffen, und seine Mutter sagte zu ihm: Kind, wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht.

49Da sagte er zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?4

50Doch sie verstanden nicht, was er damit sagen wollte.

51aDann kehrte er mit ihnen nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam.

Mt 13, 54-58

54Jesus kam in seine Heimatstadt und lehrte die Menschen dort in der Synagoge. Da staunten alle und sagten: Woher hat er diese Weisheit und die Kraft, Wunder zu tun?

55Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria, und sind nicht Jakobus, Josef, Simon und Judas seine Brüder?

56Leben nicht alle seine Schwestern unter uns? Woher also hat er das alles?

57Und sie nahmen Anstoß an ihm und lehnten ihn ab. Da sagte Jesus zu ihnen: Nirgends hat ein Prophet so wenig Ansehen wie in seiner Heimat und in seiner Familie.

58Und wegen ihres Unglaubens tat er dort nur wenige Wunder.

Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns?

 In seiner Heimatstadt Nazaret begegnet Jesus einer abweisenden Skepsis. Dort kennt man ihn und seine Familie, und gerade dieser Umstand erschwert das richtige Hinhören. Woher hat er das alles?, fragen sie und meinen damit: Wer ist er denn? Was bildet er sich ein, dass er so zu uns spricht? Ist er denn mehr als wir?

Ähnlich fragen auch heute nicht wenige Gelehrte; sie wollen wissen, woher er das hat, um dann sagen zu können, wer er ist. Mit einer solchen Fragestellung kann man zu interessanten Ergebnissen kommen und selber interessant werden, zum Glauben kommt man damit schwerlich.

Man wird sich, wie die Leute von Nazaret, daran stoßen, dass Jesus einer von uns ist, ein Mensch wie die anderen, der Sohn des Zimmermanns, und dass Gott sich nicht auf göttliche Weise geoffenbart hat.

Mk 6, 1-6a; Lk 4, 16-30; Joh 7, 15; 6, 42; Lk 3, 23; Mt 12, 46; 11, 6

( Aus Schott-Messbuch).

 Am 19. März wird des Familienvaters Josef gedacht, der in Treue zu Gott dessen Aufträge ausführte und so zum Vorbild aller Christen, besonders der Väter wurde. Er stand mit Maria Jesus am Nächsten und wird deshalb auch gerne zugleich mit Maria um seinen Schutz und seine Fürbitte gebeten.

 Am 1. Mai stellt die Kirche den Christen Josef den Arbeiter vor Augen. Die christlichen Arbeiter rufen ihn als ihren Schutzpatron an. Seine Tätigkeit als Handwerker weist auf die Wertschätzung der Arbeit und der arbeitenden Menschen durch Gott hin. Kardinal Cardijn, der große Arbeiterjugendseelsorger, drückte dies mit den Worten aus: „Ein junger Arbeiter ist mehr wert als alles Gold der Erde.“

Auch wenn man unter Arbeit sowohl körperliche als auch geistige Arbeit versteht, so steht doch am 1. Mai der manuelle Arbeiter im Mittelpunkt der Feiern. Die Kirche betet an diesem Tag für die Arbeiter auf der ganzen Welt, gedenkt aber auch der Arbeitslosen.

 *

 Verkündigung des Herrn

 (Maria Verkündigung)

 25. März

Lk 1, 26-38

26In jener Zeit wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret

27zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.

28Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.

29Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.

30Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden.

31Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben.

32Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.

33Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben.

34Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?

35Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.

36Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat.

37Denn für Gott ist nichts unmöglich.

38Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.

Neun Monate vor dem Fest der Geburt des Herrn wird das Fest der Verkündigung gefeiert: der Tag, an dem der Engel zu Maria gesandt wurde und ihr verkündete, dass sie zur Mutter des Messias, des Gottessohnes, erwählt war. Maria, Vertreterin ihres Volkes und der Menschheit, hat mit ihrem einfachen Ja geantwortet.

Die Gottesmutterschaft ist das zentrale Geheimnis im Leben Marias; alles andere zielt darauf hin oder hat dort seinen Ursprung und seine Erklärung.

Ein Fest der „Verkündigung der Geburt des Herrn“ wurde in der Ostkirche bereits um 550 am 25. März gefeiert; in Rom wurde es im 7. Jahrhundert eingeführt (Aus Schott-Messbuch).

 Gedanken zum Evangelium

 „Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.“

Gnade bedeutet Leben Gottes im Menschen, Ergriffensein vom Hl. Geist, geistig-seelische Verbindung mit Gott, Hineingenommensein in das Leben des Dreifaltigen Gottes. Dies alles bedeutet damit auch Huld, Zuwendung in Liebe und bewirkt Erleuchtung des Geistes sowie Glaubens-, Liebes- und übernatürliche Lebenskraft. Ein solches göttliches Gnadengeschenk begründet die höchste Würde und Auszeichnung eines Menschen.

Diese Lebensgemeinschaft mit Gott anzustreben und dankbar anzunehmen, ist auch uns als Aufgabe zum Heil aufgetragen.

 „... dem sollst du den Namen Jesus geben.“

Jesus bedeutet „Gott rettet“. Maria ist in die große Rettungsaktion der Menschheit durch Gott eingebunden wie sonst niemand. Sie wird nicht nur durch ihr Ja zum Willen Gottes dazu ihren Beitrag leisten, sondern auch als Lebensbegleiterin ihres Sohnes und als Mutter der ganzen Kirche an diesem Erlösungswerk entscheidend mitwirken.

 „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten.“

Der angekündigte Retter ist Sohn Gottes, göttliches Geschenk an die Menschen. In ihm ist Gott unter den Menschen gegenwärtig. Nicht menschliches Planen, Wirken und Verdienen stehen am Anfang des Heils für die Welt.

 „Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast.“

Die Bereitschaft, den Willen Gottes im Glauben und vertrauend auch dann anzunehmen, wenn die Zukunft im Dunkeln liegt, ist nicht selten auch für den Christen erforderlich, wenn er Jesus „empfangen“ will.

 Maria führt die Christen auch heute zum Glauben an ihren Sohn und steht ihnen als Mittlerin des Heils, als mütterliche Fürsprecherin zur Seite. (merli@utanet.at)

 5. Fastensonntag

Jo 8, 1-11

In jener Zeit 

1ging Jesus zum Ölberg.

2Am frühen Morgen begab er sich wieder in den Tempel. Alles Volk kam zu ihm. Er setzte sich und lehrte es.

3Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte

4und sagten zu ihm: Meister, diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt.

5Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Nun, was sagst du?

6Mit dieser Frage wollten sie ihn auf die Probe stellen, um einen Grund zu haben, ihn zu verklagen. Jesus aber bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde.

7Als sie hartnäckig weiterfragten, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.

8Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde.

9Als sie seine Antwort gehört hatten, ging einer nach dem anderen fort, zuerst die Ältesten. Jesus blieb allein zurück mit der Frau, die noch in der Mitte stand.

10Er richtete sich auf und sagte zu ihr: Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt?

11Sie antwortete: Keiner, Herr. Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!

 Gedanken zum Evangelium

 Das Volk kommt zu Jesus und findet ihn im Gotteshaus.

Die Frohbotschaft geht häufig an dem vorbei, der Jesus und seine Gemeinschaft meidet. Dafür gibt es mehrere Ursachen: Das Desinteresse kann in einem geschwächten Glauben begründet sein. Hinzu kommt die Überbewertung von „Wichtigkeiten“ des täglichen Lebens. Bei unserer Überflussgesellschaft stehen oft Flüchtiges, Nebensächliches und Wertloses im Vordergrund. Die lautstarke Informationsflut lässt wenig Zeit zum Nachdenken und für das Herausfiltern des Wichtigen aus dem Belanglosen. Das persönliche genauso wie das öffentliche Leben wird immer weniger vom christlichen Glauben geprägt. Daher vegetieren viele Christen zunehmend am Rand des kirchlichen Geschehens dahin und finden immer seltener zu einer intensiven Begegnung mit Jesus.

Die aber seine Nähe in Treue suchen, hören regelmäßig sein Wort und erfahren eine verlässliche Wegweisung in eine für sie hoffnungsvolle Zukunft.

 „Nun, was sagst du?“

Die scheinheiligen Fallensteller sind wieder einmal am Werk. Ihnen geht es nicht um die Wahrheit. Sie wollen gar nicht wissen, was richtig oder falsch ist, sie stellen einfach eine Frage, um zu verwirren und aburteilen zu können.

Viele Angriffe auf die Kirche werden nach dem gleichen Muster geführt. Die Sensationspresse veröffentlicht gierig Skandale, ohne die Wahrheit wissen zu wollen. Es geht häufig nur um die Sensation, um die Steigerung der Auflagen.

Das heißt nicht, dass man den Mist unter den Teppich kehren soll.

Doch wird der gläubige Christ, dem seine Gemeinschaft ein Anliegen ist, voll Mitgefühl und Wohlwollen nach der Wahrheit fragen und versuchen, in seiner Umgebung die Missstände in Liebe zu beseitigen. Nörgelei, Verdammung und Hohn sind keine Eigenschaften, die verantwortungsbewusste Christen in sich und um sich dulden.

 „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie.“

Das Sündenbewusstsein vieler „Gerechten“ hängt an einem alten Schema: Vernachlässigung des Gottesdienstes und der Gebete, Unkeuschheit, Lüge, usw., also die Sünden stehen im Blickpunkt. Liebe, Barmherzigkeit, Mitgefühl, selbstloser Einsatz, wohlwollende Hilfsbereitschaft, Bekehrungsbereitschaft und Ähnliches zählen wenig. Wer die Gebote erfüllt, fühlt sich häufig als Gerechter. Die Bergpredigt mit ihrer Zielsetzung der Liebe zu Gott und zu allen Menschen, auch zu den Feinden und Sündern, wird vergessen. Vielleicht hat sie ein „frommer Christ“ noch nie gelesen.

Das Wort vom Balken im eigenen Auge kommt uns in den Sinn. Wir sollten unser Gewissen prüfen, wenn es um den Umgang mit Sündern geht, und dabei wieder an Jesus Maß nehmen.

 „Als sie seine Antwort gehört hatten, ging einer nach dem anderen fort, zuerst die Ältesten.“

Sie lassen sich zum Umdenken bewegen. Sie gehen offenbar in sich. Wer mit Jesus in Berührung kommt, der wird verwandelt. Der Christ pflegt die Gemeinschaft mit Jesus Christus, weil er weiß, dass er nur so zu einem neuen Denken, zur Umkehr aus seinen lieblosen Vorurteilen, zu einer richtigen Einschätzung der Mitmenschen und seines eigenen Lebens finden kann.

 „Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“

Die Szene berührt, weil sie die liebende, rücksichtsvolle Zuneigung Jesu zum sündigen Menschen zeigt. Jesus bagatellisiert die Sünde nicht, er spricht frei, aber mit der Aufforderung: „Sündige von jetzt an nicht mehr!“ Und selbst in dieser Ermahnung klingen Milde, Achtung vor dem Menschen und Liebe durch.

Diese Liebe Jesu zu den Sündern ist auch die stärkste Triebfeder unserer eigenen Bekehrung. Gleichzeitig ist diese Haltung Jesu für alle, die Moral predigen, beispielhaft: für Eltern, Lehrer, Priester und sonstige Verantwortungsträger.

 Das Gleichnis regt zu Nachdenklichkeit an und kann uns wieder ein Stück des Fastenweges zeigen, den Christen in der Nachfolge Jesu gehen können. (merli@utanet.at)