Freitag, 1. April 2022

 

Palmsonntag

 Lukas 19, 28-40

In jener Zeit

28 ging Jesus nach Jerusalem hinauf.

29 Als er in die Nähe von Betfage und Betanien kam, an den Berg, der Ölberg heißt, schickte er zwei seiner Jünger voraus

30 und sagte: Geht in das Dorf, das vor uns liegt. Wenn ihr hineinkommt, werdet ihr dort einen jungen Esel angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet ihn los, und bringt ihn her!

31 Und wenn euch jemand fragt: Warum bindet ihr ihn los?, dann antwortet: Der Herr braucht ihn.

32 Die beiden machten sich auf den Weg und fanden alles so, wie er es ihnen gesagt hatte.

33 Als sie den jungen Esel losbanden, sagten die Leute, denen er gehörte: Warum bindet ihr den Esel los?

34 Sie antworteten: Der Herr braucht ihn.

35 Dann führten sie ihn zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Tier und halfen Jesus hinauf.

36 Während er dahinritt, breiteten die Jünger ihre Kleider auf der Straße aus.

37 Als er an die Stelle kam, wo der Weg vom Ölberg hinabführt, begannen alle Jünger freudig und mit lauter Stimme Gott zu loben wegen all der Wundertaten, die sie erlebt hatten.

38 Sie riefen: Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn. Im Himmel Friede und Herrlichkeit in der Höhe!

39 Da riefen ihm einige Pharisäer aus der Menge zu: Meister, bring deine Jünger zum Schweigen!

40 Er erwiderte: Ich sage euch: Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien.

Gedanken zum Evangelium

 Viele Pilger waren zum Fest unterwegs nach Jerusalem. Auch Jesus und seine Jünger kamen ans Ziel ihres langen Wanderweges. Sie und die Menschen überall haben die Worte Jesu vernommen und seine Wundertaten erlebt. Manche haben ihn auch nur aus den Erzählungen gekannt. Nun sehen sie ihn selbst, und es bemächtigt sich ihrer eine frohe Hoffnung, dass Gott nun sein Reich errichten werde.

Die Vorstellungen von einem neuen Königreich Israel sind zur Zeit Jesu bunt gemischt. Es gab die Träumer von einem neuen großen weltlichen Königreich, das nach der Beseitigung der Fremdherrschaft anbrechen sollte. Andere dachten vielleicht nur an die Erneuerung der Treue des Volkes gegen Gott und an die Erfüllung seiner Gebote und Vorschriften. Die einen waren für den Kampf um die Freiheit, andere für Zurückhaltung und Ausgleich mit der römischen Oberherrschaft. In diese Erwartung der Jerusalempilger hinein erscheint nun Jesus von Nazaret vor den Toren der Gottesstadt.

 Machen wir uns anhand des Berichtes einige Gedanken.

 Jesus reitet auf dem jungen Esel.

Die Herrscher jener Zeit ritten hoch zu Ross. Der Esel ist das Symbol der Einfachheit, Gewaltlosigkeit und Demut. Damit wird angedeutet, dass Jesu Königsherrschaft eine andere sein werde als die erwartete. Er kommt als Retter und nicht als Richter und Gewaltherrscher zu den Menschen. Gott kommt immer in Liebe und nie rachsüchtig, wie es frühere Prediger vermuteten. Den in Freundschaft Kommenden kann man ohne Angst und in freier Entscheidung aufnehmen.

 Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn.

Wer Jesus aufnimmt, der nimmt Gott auf. Er kommt im Namen Gottes. Wer ihn ablehnt, der lehnt Gott ab. Daher gibt es keinen Weg zu Gott und zum Leben in Gottes Welt an Jesus vorbei. In ihm gibt es die Heilung, die Befreiung aus Sünde und Angst, die Heimat für die Seele, die Rettung aus dem Tod. Wer sich ihm anschließt, trägt eine unzerstörbare Hoffnung in sich. Er kann ruhig und getrost seinen Lebensweg gehen, wohin immer er auch führt. Gläubige Gelassenheit prägt das Leben des Christen.

 Wenn sie schweigen, werden Steine reden.

Die Pharisäer fürchten, es könnte zu einem Aufstand kommen, den die Römer mit Gewalt niederschlagen würden. Zu den Festtagen zogen diese ja immer größere Truppenkontingente in Jerusalem zusammen. Außerdem gab es schon mehrmals Aufstände, die niedergeschlagen wurden. Vielleicht waren die religiösen Führer auch eifersüchtig auf diesen Jesus, dem das Volk zujubelte.

Jesus steht am Anfang der Woche, die mit seinem Tod enden wird. Dennoch will er die Menschen nicht „zurückpfeifen“, denn ihre Rufe stimmen ja.

Wir könnten dieses Bekenntnis der Pilgerscharen zu Jesus bedenken und auch auf unser Leben anwenden. Auch wir sollten unseren Glauben an die Königsherrschaft Jesu bekennen, anderen mitteilen, unsere Zugehörigkeit zu ihm öffentlich kundtun. Dies auch dann, wenn es nicht bei allen auf Verständnis stößt. Jesus ist in unserer Mitte als einer, der noch nicht endgültig seine Herrschaft zum Durchbruch geführt hat. Wir wissen auch in unserer Glaubenstreue, dass der christliche Weg über das Kreuz führt und erst am Ende die Herrlichkeit aufleuchten wird.

 

Gehen wir in die Karwoche mit dem Vorsatz, diese Zeit zur Besinnung zu nützen. Die Ereignisse der Kartage enthalten die Lichtpunkte unserer christlichen Hoffnung. In der Neuorganisierung unseres Lebens aus dieser Hoffnung ist das wesentliche Fundament der kommenden Osterfreude begründet. (merli@utanet.at)